Offene Weite, nichts von heilig.
Mein Vater stammt aus Indien, dem Land, in dem Yoga seine Ursprünge hat und wo es seit Jahrhunderten als Lebensphilosophie und spiritueller Weg praktiziert wird. Für mich ist Yoga mehr als nur körperliche Übungen; es ist auch eine Verbindung zu meiner kulturellen Herkunft. Über viele Jahre hinweg habe ich Yoga praktiziert und später unterrichtet – zunächst im Strafvollzug (JVA), dann auch in unserer selbst gegründeten Frankfurter Yogaschule, sowie im privaten Einzelunterricht und in Gesundheitseinrichtungen. Dabei habe ich mich intensiv und ganzheitlich mit Yoga und der damit verbundenen Philosophie auseinandergesetzt und im Laufe der Jahre einen tiefen Einblick in den gesamten esoterischen Yoga-Kosmos gewonnen.
Yoga wäre schon lange in der Versenkung der Geschichte verschwunden, wenn es nicht in der Moderne neu entdeckt worden wäre. Inzwischen praktizieren weltweit Millionen von Menschen Yoga. Im Supermarkt der Esoterik ist Yoga heute eines von vielen Produkten, die von unserer spirituellen Suche und Egozentrik leben. Gesundheit, Weiterbildung, Lifestyle, Meditation, Selbstoptimierung, Erleuchtung... Im Zeitalter des Kapitalismus ist aus Yoga ein globales Geschäft geworden.
Ursprünglich war Yoga ein Teil der Upanishaden, welche eine Sammlung philosophischer Texte sind, die grundlegende Konzepte der indischen Philosophie und des Hinduismus behandeln. Sie sind ein wichtiger Bestandteil der Veden, der ältesten heiligen Schriften des Hinduismus und dort werden viele der philosophischen und spirituellen Grundlagen des Yoga beschrieben. Die Upanishaden beinhalten Konzepte wie Brahman (das höchste Bewusstsein), Atman (das Selbst oder die Seele), und Moksha (Befreiung oder Erleuchtung), die alle zentrale Themen des Yoga sind.
Aber meines Wissens nach gibt es letztlich nichts "Heiliges" an Yoga – weder durch die Lehre noch durch einen Guru. Religionen, Weltanschauungen, Ideologien, Heilslehren, oder Traditionen (...) basieren letzlich alle nur auf Glauben, Vorstellungen und Illusionen. Ein begrenztes System kann niemals die ganze "Wahrheit" umfassen. Das Universum ist nicht mystisch – anthropozentrisch, sondern offener und weiter als alle begrenzten, menschlichen Vorstellungen. Frei nach Bodhidharma "Offene Weite, nichts von heilig". Hier endet jedes Geschäft und jede Ideologie.
J. Krishnamurti
Kein Guru, keine Methode, kein Lehrer, keine Sicherheit, keine Revolution, keine Reform, kein Gott, kein Glaube und schon gar keine organisierte Religion. Alle Ideologien, ob religiöse oder politische, sind idiotisch, denn es ist das begriffliche Denken, das begriffliche Wort, das die Menschen auf so unglückliche Weise spaltet.